Jazz Happening
120. Jubiläum vom Hoagy Carmichael
Ein weiterer Jubilar, ein vorletzter in 2019, ist
Hoagy Carmichael, geboren am 22. November 1899 in Bloomington, Indiana; † 27. Dezember 1981 in Rancho Mirage, Kalifornien. Hoagland Howard Carmichael, wie er richtig hiess, war ein US-amerikanischer
Komponist, Pianist, Schauspieler und
Sänger. Zentrum der Familie blieb Bloomington, wo das Klavier seiner Mutter Lida stand, die durch Spiel in Kinos und auf Universitäts-Tanzbällen Geld hinzuverdiente. Nach seinen eigenen Worten war Ragtime sein Schlaflied. Das Jazz-Fieber hatte ihn gepackt seit er 1919 in Indianapolis, wohin die Familie 1916 gezogen war, die Louie-Jordan-Band gehört hatte. Ein Wendepunkt kam, als er 1922 Bix Beiderbecke hörte, der ihn dazu anregte, selbst zu komponieren und ein enger Freund wurde. Der Durchbruch kam 1930, als Jazz-Größen wie Duke Ellington, Louis Armstrong und die Dorsey-Brüder die von ihm komponierten Standards
Georgia on My Mind,
Stardust,
Lazy River und
Rockin’ Chair aufgriffen. Ian Fleming beschrieb den von ihm erfundenen Charakter des Geheimagenten James Bond als Hoagy Carmichael ähnlich sehend.
Beim Studium des Materials ist allen Musikern klar geworden, dass eine intensive Arbeit bevorsteht. Die oben erwähnten Lieder des Komponisten sind sehr bekannt und darin lag das Risiko: schaffen sie es, die Hits der bekannten Vorbilder glaubhaft zu interpretieren? Sie schafften es, wenn man dem Publikum Glauben schenken kann. Schon wieder wurde viel Applaus während und viele lobende Worte danach spendiert. Auch die unbekannten Songs
Judy, Skylark,
Blue Orchids, Lazy Bones, wurden mit Überzeugung vorgetragen und vom Publikum quittiert, ob gemeinsam gespielt, oder vom
Ivan Kubias oder Miro Steiner gesungen.
Der warme Sound des Tenorsaxophons von Ruedi von Arx
passte optimal zu den sentimentalen Liebesliedern. Ruedi hat sich gewissenhaft vorbereitet, vieles aufgeschrieben und notiert und nach eigenen Worten dadurch zwei Wochen lang schlaflose Nächte verbracht. Mike Götz am Piano zeigte die grosse harmonische und raffinierte Vielfalt der Kompositionen. Er spielte die Songs mit einer akribischen Präzision, die er auch von den anderen Mitmusikern verlangte. Die Unterstützung bekam er vom unverwüstlichen Bassisten
Roman Dylag, dem neuerdings spasshalber genannten "jungen Greis" (+80). Er solierte immer noch mit viel Elan. Am Schlagzeug spielte
Ivan Hrdina, auch ein junger Greis, der sich, auch nach eigenen Worten, intensiv vorbereitete und auch einige mitreissende Soli beisteuerte. Und die beiden oben erwähnten Ivan und Miro spielten die teilweise ungewöhnlich verwundenen Melodien und Riffs wie's eben sein musste und solierten auch mit grosser Invention und Freude.
Im späteren Teil des Abends wurden John Service, Posaune,
Jan Zeman, Piano und Ondi Locher, Tuba, eingeladen, mitzumachen. Diese drei Gäste bereicherten mit ihrem gekonnten Einsatz den ohnehin schon sehr interessanten Jazz-Abend.
Die Fotos vom Hausfotograf René Marin sind
hier zu finden, bitte anklicken.